Netsuke Nummer: 52

Kappa auf Gurkenfrucht

Katabori Holz/Elfenbein/Schildpatt. Das hier dargestellte Fabeltier hat manches gemeinsam mit einem Kappa: den Schildkrötenpanzer, den Froschleib, den Vogelschnabel und die Vorliebe für Gurkenfrüchte. Was ihm für einen vollgültigen Kappa aber fehlt, ist das Affengesicht und die Delle auf dem Scheitel, worin sich die Flüssigkeit befindet, die dem Kappa herkulische Kräfte verleiht. Es kann nicht aus Unkenntnis geschehen sein, dass der Künstler vom Typus Kappa abwich, denn jedes Kind weiss in Japan, was und wie beschaffen ein Kappa ist, und was zu befürchten steht, wenn man sich unvorsichtig in die Nähe von Gewässern begibt. Möglicherweise soll hier ein noch nicht voll entwickeltes Jungtier dargestellt sein, denn gerade unter den Fabeltieren gibt es etliche, die erst im Alter von hundert Jahren ihre Fähigkeiten voll entfalten. Die Frucht ist aus Holz gefertigt, der Körper aus Elfenbein, der Panzer aus Schildpatt. Unterseitig die Himotoshi; dort auch. auf einem roten viereckigen Lackplättchen die Signatur: TOMIN (K279; K194). Länge 54,5mm. Alter: 19. Jh.,

 

Herkunft: Gekauft am 22.9.96 bei D. Deillon & Cie, Lausanne, an der Zürcher Kunst- und Antiquitätenmesse im Kongresshaus Zürich.

 

KAPPA: – „Flussknabe“, Fabelwesen von der Grösse eines Kindes. Trotz seiner geringen Grösse ist es sehr stark infolge einer kraftspendenden Flüssigkeit in seiner Kopfdelle. Das Kappa ist sinnlich und stellt Mädchen nach. Es greift Menschen an, zerrt Schwimmer unter Wasser und frisst ihre Innereien. Die Leichen zeigen anschliessend keinerlei Anzeichen von Gewalt, fühlen sich aber merkwürdig hohl und leicht an. Man warnt Kinder davor, ins Wasser zu gehen, ansonsten Kappa käme und sie hole. Kappa ist aber leicht zu entmachten, wenn man sich verbeugt, denn so bösartig er ist, so höflich ist er auch. Er verbeugt sich dann auch, wie die japanische Höflichkeit es gebietet, und vergiesst dabei die Flüssigkeit aus der Kopfdelle – und ist seiner Kraft beraubt. Nach Brockhaus sei noch 1830 ein derartiges Geschöpf in einem Sumpf gefangen und „wissenschaftlich“ beschrieben worden. Seine Grösse: 4 Fuss 9 Zoll hoch. In einer Kapelle in Kawachimura, bei Matsue, Prov. Izumo, wird ein von einem Kappa unterschriebenes Dokument aufbewahrt, worin das gefangene Tier um den Preis seiner Freilassung verspricht, nie mehr Menschen anzufallen. Es habe sich, so heisst es, an sein gegebenes Versprechen gehalten. – Kappas. lieben Gurkenfrüchte. Damit kann man sie abhalten, Menschen anzufallen. Die Darstellung des Kappa, dessen Bein in eine Muschel eingeklemmt ist, spielt auf die Gefahren der Liebe an. –

 

TOMIN, 2 Schnitzer mit dieser Signatur werden in der Literatur erwähnt, einer Ende des 18.Jh., der andere im späten 19.Jh. Letzterer dürfte dieses Netsuke geschnitzt haben.

Zum Vergleich

WEITERE NETSUKE

Netsuke Nummer: 51

Elfenbein-Katabori. Der Schwanz des Tieres ist nach rechts vorne umgebogen und an den grossen Kopf geschmiegt. Unterseitig sieht man bereits die Hinterbeine. Die Augen sind schwaz, vermutlich in Horn eingelegt. Rechts unterseitig signiert. Moderne Arbeit. Etwas getönt. Länge 25mm.   Herkunft: Geschenk von Gidon Kremer…

Netsuke Nummer: 53

Holz-Katabori. Die Ratte kauert und hält in ihren Pfoten eine bereits geschälte Kastanie. Lebhafter Ausdruck, schönes Fellkleid, die Augen in dunklem Material eingelegt. Der Schwanz ist nach links hochgeschlagen und an zwei Stellen vom Körper abgehoben vollplastisch geschnitzt. Gut abgegriffen, bereits eine gewisse Patina. Kompaktes,…

Netsuke Nummer: 54

Elfenbein-Katabori. Profilhobel mit konkaver Sohle. Hobel und Messer von unterschiedlicher Farbe. Auf dem Messer Siegel KIYOSHI. Auf dem Hobel feine Holzmaserung. In der Mitte ein vertikales Himotoshi. Schöne goldgelbe Patina, v.a. unterseitig. Dort auch in grossen Lettern die Signatur TOMOCHIKA. Tadelloser Erhaltungszustand. Länge 58mm, Alter…