Holz-Katabori. Die magere, kahlköpfige, aufrechte Figur des Verehrungswürdigen steht auf dem linken Bein. Das rechte lahme Bein ist hochgezogen. Der Alte stützt sich auf einen grob behauenen Stock. Er trägt einen langen einfachen Mantel, der Brust und Rippen freilässt. Der Kopf ist nach rechts oben gewendet, die Backen sind gebläht, der Mund ist gespitzt. So schickt Tekkai seine Seele aus dem Körper, um mit Lao Tse im Himmel direkt zu konferieren. Die ursprünglich vermutlich eingelegten Augen fehlen, was dem vergeistigten Gesicht einen umso transzendenteren Ausdruck verleiht. Die Spitze des langen Bartes ist vollplastisch geschnitzt und berührt die Brust. Der Haarkranz ist sternförmig um Schultern und Rücken gelegt. Grosse, gut gebohrte Himotoshi durch Gesäss und rechte Hüfte. Schöne Glanzpatina, Reste einer ursprünglich dunkleren Färbung. Ausdrucksstarkes, schwungvoll gestaltetes Stück. Höhe 95mm, nicht signiert, Alter: vermutlich um 1800, eher davor. Das Stück hat Ähnlichkeiten mit den Arbeiten von Gessei (oder Gessho), der vor 1800 tätig war (s.Bushell, Collector’s Netsuke, p.65).
Herkunft: gekauft am 26.7.1996 bei H. Seleger, St. James’ Gallery, Zürich, Zertifikat Nr. 11965. Vorher bei Auktion Klefisch, Köln, 6.6.1996 #545. Abgebildet: Int. Netsuke Society Journal, Vol. 16/4 Winter 1996, p.60.
Tekkai war ein Schüler Lao Tses und konnte seine Seele aus dem Leib blasen, um mit seinem Meister direkt in den himmlischen Höhen zu verkehren. Als er einst wieder gen Himmel aufsteigen wollte, befahl er einem Schüler, seinen Körper, der in dieser Zeit wie leblos daliegen würde, zu hüten. Der Schüler wurde in dieser Zeit zu seiner kranken Mutter gerufen. Da galt Kindespflicht vor Schülerpflicht. Und als Tekkais Seele auf die Erde zurückkehrte, fand sie ihren Körper nicht mehr. Sie musste mit dem erbärmlichen Körper eines Landstreichers vorlieb nehmen, der eben am Wegrand verstorben war. So wird er dargestellt.