Holz-Ryûsa, Der Drache, um sich selbst geschlungen, mit Flammen, inmitten von Wolken, Augen schwarz eingelegt, im Inneren frei bewegliche Kugel. Unterseitig in einer unregelmässig umrandeten Reserve die Signatur: NORISHIGE (K304, K308). Durchmesser 40mm. Schöne Glanzpatina. Alter: vermutl. Anfang 19 Jh.
Herkunft: Auktion Zacke, Wien, 29.11.1996, Lot 779.
Der Drache, Ryô, Ryû, Tatsu, ist das 5. Tier des japanischen Tierkreises, eines der „vier mythischen Wesen“ und zugleich Herrscher über die vier. Sinnbild der Unendlichkeit. Er stellt die höchste Gewalt, die Macht der Veränderlichkeit dar. Er ist der Beschützer des Universums. Er ist assoziiert mit Himmel, Wasser, dem Osten und dem Frühling. Er verfügt über eine Vielzahl merkwürdigster Eigenschaften. Drachen sind taub. Sie haben den Kopf eines Kamels, Hörner eines Hirschs, Augen eines Hasen bzw. eines Dämons, Ohren eines Stiers, einen Hals wie ein Iguana, einen Schuppenleib wie eine Schlange oder ein Karpfen, Pfoten eines Tigers, Krallen eines Adlers. Die Zahl der Schuppen beträgt 9×9, eine Glückszahl. Drachen haben Kiemenfäden und unter dem Kinn eine Perle. Nicht selten schlagen Flammen aus ihrem Körper. Sie können ungeheuer gross sein, aber auch so klein wie eine Seidenraupe. Der Drache kann das Universum ausfüllen, er kann auch gänzlich unsichtbar sein. Er ist sowohl männlich wie weiblich. Er kann als Fisch daherkommen oder als Vogel. Er ist lüstern und hat gerne Geschlechtsverkehr mit anderen Tieren. Wer ihn zur Gänze zu Gesicht bekommt, muss sterben. Der japanische Kaiser stammt vom Drachen ab, darum wird er “drachengesichtig” genannt und darf von Besuchern nur hinter einem Bambusvorhang gesehen werden. Sein direkter Anblick wäre tödlich. – Der Drache kann sich allen Umständen anpassen und verkörpert so die Essenz des Lebens. – Aus seinem Atem entstehen Wolken, die Wasser oder Feuer regnen. – Er ist eines der beliebtesten Motive in der chinesisch-japanischen Kunst.
NORISHIGE, Schnitzer aus Tôkyô, Schaffenszeit ca.1830-60. Die Angaben verschiedener Autoren über ihn divergieren, siehe: Lazarnick N&IA S.838, MCI S.615, Davey/Hindson S.136, Y.Okada S.197: Showed original designs and excellent technique in wood and ivory carving. Ueda S.271: His designs are unusual and in fine taste.