Netsuke Nummer: 211

2 Sumô-Ringer

Holz-Katabori. 2 Sumô-Ringer, einander im Griff haltend, stehen auf einer runden Basis. Wie es aussieht, sind sie solcherart fixiert. Man ist gespannt, wie die nächste Aktion aussehen wird. Ein zentrales Himotoshi durch die Bodenplatte, mit hellem Material, Horn oder Elfenbein umringt. Gut abgegriffenes Stück, schöne Glanzpatina. Länge 40mm. Unterseitig signiert KINICHI (K?, K141). Alter ca. 1. Hälfte bis Mitte 19.Jh.

 

Herkunft: Charity-Auktion Zacke, Wien, 31.1.2015, Lot 207.

 

SUMÔ – Ringsport japanischen Ursprungs. Japanischer Nationalsport. Eine Mischung von Tradition, religiösem Ritual und Kampf, Mann gegen Mann. Sumô soll bis auf das erste nachchristliche Jahrhundert zurückgehen. Es bestehen enge Verbindungen zum Shintô. Die mythologische Vorlage ist der Kampf des Guten gegen das Böse. Bereits in einem Dokument von 720, Nippon Shoki, wird berichtet, der Kaiser habe an einem Ringkampf als Zuschauer teilgenommen. Ab 717 sind jährliche Preisringen Sumô-shiki am Kaiserhof belegt, doch hat Sumô während der Tokugawa/Edo-Periode enormen Aufschwung und seither auch verschiedene Änderungen erfahren. Berufs-Sumô gibt es erst seit dem 17.Jh., ausgehend zunächst von Kyôto und Osaka, während es in Edo nicht gern gesehen war, da man eine Störung der öffentlichen Ordnung befürchtete. Nach dem Ende der Tokugawa-Herrschaft zu Beginn der Meiji-Zeit, etwa um 1870 erlitt Sumô einen Tiefpunkt und erholte sich erst zu Beginn des 20.Jh. wieder.

 

Die professionellen Ringer, Rikishi, Sumôtori, müssen fett, stark und beweglich sein. Bei der Zeremonie zur Eröffnung eines Turniers Dôhyô-iri tragen die hochrangigen Ringer lange dekorative zeremonielle Schürzen Keshômawashi. Beim Kampf sind sie nackt bis auf einen bunten Gürtelschurz Mawashi. Die aufwendige Frisur Oicho-mage wird von eigenen Friseuren Tokoyama zurecht gemacht. Wenn sie den Ring Dôhyô betreten, begeben sie sich zuerst in ihre jeweilige Ecke und führen die Chiri-chozu-Zeremonie aus. Sie gehen in die Hocke, breiten die Arme aus, klatschen in die Hände, um die Götter zu wecken und breiten die Arme erneut mit den Handflächen nach oben aus. Mit dieser Geste zeigen sie, dass sie keine Waffen tragen. Darauf folgt ein rituelles Aufstampfen Shiko, mit dem sie den Göttern ihre Kraft und Entschlossenheit kundtun. Wieder in ihrer jeweiligen Ecke erhalten sie von dem Sieger des letzten Kampfes einen Schluck Kraftwasser. So gibt ein Sieger seine Kraft symbolisch an die nächsten Kämpfer weiter. Sodann streuen sie mit grosser Geste Salz Shikiri zur Reinigung in den Ring. Dieser misst ungefähr 4,5m im Durchmesser. Er ist mit geflochtenem Stroh umrandet und begrenzt und ruht auf einer dicken Unterlage aus frisch gestampftem Lehm. Am Tag vor der Eröffnung der Ringkämpfe wird er einer rituellen Reinigung Dôhyô matsuri unterzogen. Dabei betet man auch für die Sicherheit der Ringer. Zu Beginn des Kampfes begeben sich die beiden Gegner an eine weisse Startlinie, kauern sich nieder und lehnen sich mit gestreckten Arme auf ihre Fäuste. Dabei starren sie sich gegenseitig schreckenerregend an. Auf ein Zeichen des in ein reiches antikes Gewand gekleideten Ringrichters Gyôji mit dem Kriegsfächer Gumbai beginnt der Kampf. Oft ist bereits der erste Angriff Tachi-ai entscheidend. Sieger ist, wer den Gegner aus dem Ring zu befördern vermag oder ihn auf den Boden bringt. Erlaubt sind 48 verschiedene Griffe Shiju hatte. Anwendung verbotener Griffe wie z.B. das Reissen der Haare des Gegners führt automatisch zum Verlust des Kampfes. Ein Kampf dauert selten länger als 30 Sekunden. Mit seinem Fächer bezeichnet der Kampfrichter den Sieger. – Eine Rangliste Banzuke bestimmt die Hierarchie der Ringer. Die Ränge (von unten nach oben) lauten Mae-Zumo, Jonokuchi, Jonidan, Sandanme, Makushita („unter dem Vorhang“), Juryô und Makunouchi („innerhalb des Vorhangs“). Auf allen Stufen bestehen zahlreiche Untereinteilungen. Die höchsten Ränge innerhalb von Makunouchi sind Ozeki (der jedes mal wieder neu zu verteidigen ist) und Yokozuna (auf Lebenszeit). Nur etwa jeder 300. Neuling erreicht den Rang Ozeki. In den über 250 Jahren, seit professionell gerungen wird, gab es nur 62 Yokozuna. Der Yokozunarang kann einem Ringer nicht aberkannt werden. Wenn ein Champion aber längere Zeit erfolglos ist, legt man ihm nahe abzutreten.

 

KINICHI Über diesen Schnitzer ist nichts bekannt, auch kein anderes Netsuke. Vielleicht stimmt die Lesart nicht.

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Netsuke Nummer: 210

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Netsuke Nummer: 212

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Netsuke Nummer: 213

Katabori, Negoro-Lack mit Resten von Goldlack; L40 mm; ca. 1. Hälfte 19. Jh.; nicht signiert Provenienz: Aus einer westschweizer Privat-sammlung; erworben am 18.6.2015 Auktion Schuler, Zürich, Lot 1113 Die auf einer viereckigen Platte kniend vorgebeugte Figur ist an den Hörnern und der Trommel zu erkennen…