Netsuke Nummer: 213

Der Donnergott Raiden

Katabori, Negoro-Lack mit Resten von Goldlack. Die auf einer viereckigen Platte kniend vorgebeugte Figur ist an den Hörnern und der Trommel zu erkennen als der Donnergott Raiden, auch genannt Raijin. Er blickt aus himmlischen Höhen hinunter auf die Erde. Das Nackenhaar läuft in kleine gepflegte Löckchen aus. Bekleidet ist der Gott nur mit einer kurzen Hose, die dekoriert ist mit einem Wellen- oder Wolkenmotiv. Die Hose ist gehalten sowohl durch einen Gürtel, der hinten mit einem grossen Ring geschlossen ist, wie mit Hosenträgern, die hinten durch ein dekoriertes Rückenteil verbunden sind. Im Gürtel hinten links stecken zwei Trommelschlegel. In der rechten Hand hält der Donnergott eine Art Peitsche, vermutlich um damit Knallgeräusche zu erzeugen. Knallgeräusche mit der Peitsche, Donnergeräusche mit der Trommel? Auf der Trommel ist das Mitsu-Tomoe-Motiv graviert, bestehend aus drei gekrümmten Kommas, die unendliche Bewegung, die Elemente Luft, Feuer und Wasser, die Konkretisierung von Ordnung aus dem Chaos  symbolisierend. Ein zentrales Schnurloch Himotoshi durch die Bodenplatte. Rot- und Schwarzlack, Reste von Goldlack.  Länge 40mm, nicht signiert, Alter ca. 1. Hälfte 19.Jh.

 

Herkunft: aus einer westschweizer Privatsammlung. Erworben am 18.6.2015 Auktion Schuler, Zürich, Lot 1113.

 

RAIDEN: Raijin, Kaminari Sama, der Donner- und Blitzgott. Er gehört zu den Nijûhachi bushû, den 28 Legionen der tausendarmigen Göttin Kannon. Ein populärer anthropomorpher Gott, dargestellt erstmals auf illustrierten Schriften des 8.Jh., menschenähnlich, rotgesichtig, 2 Klauen an jeder Extremität, meist mit Schlägeln und Trommel oder mit um ihn rotierenden Trommeln. Schlägt der Blitz ein, ist der „hohe Herr“ selbst heruntergefallen. Im Sturm springt er von Baum zu Baum. Leidenschaftlich gern verspeist er menschliche Nabel. Nicht selten geschieht es auch, dass er von Menschen gefangen wird. – Im 5.Jh. erliess Yuriaku-Tennô den Befehl ihn einzufangen, weil er, als der Kaiser seinen Palast verlassen wollte, ein Unwetter veranstaltet hatte. Dem Hofmann Koshibe no Sugaru gelang es nach längerer Verfolgungsjagd Raiden zu fangen und er brachte ihn gefesselt vor den Kaiser. Das brachte Sugaru den Ehrentitel „Gottfänger“ ein. Später wurde Raiden wieder frei gelassen. – Es gibt Parallelen zu dem Windgott Futen. So trifft auch Raiden die Ehre, Japan vor den Horden Kublai Khans gerettet zu haben.

 

Negoro: Rot-auf-Schwarz-Lacktechnik. Über einer Schicht von Schwarzlack wird Rotlack aufgetragen und anschliessend teilweise entfernt, sodass Flecken des schwarzen Untergrunds wieder sichtbar werden.

Zum Vergleich

WEITERE NETSUKE

Netsuke Nummer: 212

Elfenbein-Katabori. Gewöhnlich wird dieser Netsuketypus als Weiser oder als Chinese bezeichnet, der seinen rechten Arm auf ein niederes Tischchen abstützt. Der alte Mann sitzt auf einer vertikal gerippten Basis. Er scheint gelassen in die Ferne zu blicken, vielleicht nachzudenken. Die Linke liegt auf dem aufgestellten…

Netsuke Nummer: 214

Holz-Katabori, vermutlich Bambus. Der Dargestellte ist mit der grossen Schlappmütze und mit dem Hammer als der Glücksgott Daikoku erkenntlich. Er sitzt mit grimmig triumphierendem Gesichtsausdruck. Unter der Schlappmütze ist ein Ansatz von lockigen Haaren zu sehen. Ein mächtiger Bart umrahmt das ganze Gesicht. Die Rechte…

Netsuke Nummer: 215

Elfenbein-Katabori. Der „chinesische Knabe“ Karakô sitzt weit vorgeneigt, die Hände aufgestützt, kauernd auf einem runden Fächer. Er trägt ein reiches höfisches Gewand, das Oberteil in breiten vertikalen Streifen, das Unterteil, abgesetzt durch einen Gürtel, ist dicht gefältelt. Dazu ein breiter Schulterkragen. Auf dem Kopf die…