Netsuke Nummer: 170

Kanyu

Hirschhorn-Katabori. Der chinesische General und japanische Kriegsgott steht kontemplativ und in sich selbst versunken da. Das ist kein Kriegstreiber, er weiss, was Krieg bedeutet. In typischer Pose streicht er mit der Linken seinen Bart, mit der Rechten hält er die gesenkte Hellebarde umfasst. Das lange Gewand ist mit Wolkendekor verziert, mit einem breiten Gürtelornament im Rücken. Von dem Helm fällt ein schwungvolles Nackentuch herab. Zwei ungleich grosse, gut gebohrte Himotoshi im Bereich des Gesässes links. Der Spongiosakanal ist oben und unten mit einem kompakten Stück verschlossen. Höhe 90mm. Nicht signiert. Alter ca. 1. Hälfte 19.Jh.

 

Herkunft: Auktion Koller, Zürich, 24.3.2007, Lot 1999. Vorher Auktion Nagel, Stuttgart, 8.11.2003, Lot 2072, und Auktion Nagel, Stuttgart, 4.11.2006, Lot 3178.

 

KANYU: Kwanyu – chin. Kuan Yü, „Herr des glänzenden schwarzen Barts“. Von niedriger Abstammung wurde er dank Begabung und Eifer gemeinsam mit Gentoku (Liu Pei) und Chôhi (Chang Fei) zu einem der „drei Heroen der Han-Zeit“, die sich in einem Pfirsichhain durch einen brüderlichen Eid verbunden hatten und in den Wirren der drei Königreiche Wie, Wu und Shu für die Einsetzung von Gentoku, einen rechtmässigen Erben der 219 erloschenen Han-Dynastie als König von Shu kämpften. Seit 184 General, gelang es Kanyu, Gentoku im Jahr 221 auf den Thron zu bringen. – Dessen Widersacher T’sao T’sao wollte ihn in Versuchung führen, indem er ihm die nächtliche Bewachung der zwei gefangenen Ehefrauen Gentokus übertrug. Kanyu wachte standhaft die ganze Nacht, in der einen Hand das Schwert, in der anderen eine Laterne. – 219 n.Chr. wurde er von Sonken (Sun K’uan) in der Schlacht getötet. 1128 wurde er in Japan für unsterblich und 1594 zum Kriegsgott erklärt. 1878 erhielt er den Status einer nationalen Gottheit im selben Rang wie Konfuzius. Er ist der Inbegriff konfuzianischer Tugend. In Japan äusserst populär. Er wird häufig abgebildet. Darstellungen in Hirschhorn sind eher selten. Hirschhorn ist viel schwieriger zu bearbeiten als Elfenbein. Siehe umseitig, insbesondere das sehr ähnliche Stück der Auktion Sotheby’s, Los Angeles, 22.8.1981, Lot 120, das vom selben Schnitzer zu stammen scheint.

Zum Vergleich

WEITERE NETSUKE

Netsuke Nummer: 169

Elfenbein/Holz/Horn-Katabori. Eine sehr fein und ausdrucksstark geschnitzte Ratte mit grossen dunklen Augen liegt nach links gerundet auf einem zusammengeklappten Lampion. Die linke Vorderpfote hat sie auf einem umgebogenen Kerzenstumpf. Der obere Einfassungsring des Lampions und der umgelegte Hängebügel sind in Holz gearbeitet, ebenso unterseitig der…

Netsuke Nummer: 171

Maske einer jungen Frau, Holz mit Gipsfassung und Farbe. Hellgraue Gesichtsfarbe, schwarzes Haar, rote Lippen. Die obere Zahnreihe ist sichtbar und geschwärzt. Die Augenbrauen sind — wie bei diesem Maskentypus üblich — ausrasiert und hoch oben auf der Stirn quasi imitiert. Die Haarsträhnen im Schläfenbereich…

Netsuke Nummer: 172

Holzmaske eines lachenden alten Mannes mit lebhaftem Ausdruck. Runzeln und zwei runde Haarbüschel auf der Stirn. Die Augen sind zur Gänze ausgeschnitten. Lachfalten an den Augen Richtung Wangen und abwärts. Im Oberkiefer zwei schwarze Zähne. Der Unterkiefer ist beweglich und mit Schnüren gehalten. Die Unterlippe…