Elfenbein Katabori. Die Tigerin kauert nach links und leckt ihrem Jungtier, das, die Vorderpfoten auf ihrer linken Hinterpfote, steht und ein wenig hilflos und erwartungsvoll nach oben blickt. Der Schwanz des Muttertieres ist auf dem Rücken hochgeschlagen. Die Pupillen beider Tiere sind in dunklem Material eingelegt. Schöne gravierte Haar- und Fellzeichnung. Unterseitig ein Gewimmel von grossen und kleinen Pfoten, der Schwanz des Jungen und auf dem Bauch des Muttertiers in einer langovalen Reserve die Signatur RANMEI zô (made by Ranmei. K524, K267, K381). Länge 38mm, Alter ca. Anfang 19. Jh.
Herkunft: gekauft bei Galerie Gemini H. Hohenadl, München, im Frühjahr 2014. Geschenk meiner Uttwiler Freundinnen und Freunde zum 70. Geburtstag. Abgebildet in George Lazarnick, Netsuke & Inrô Artists and how to read their Signatures, 1981, p.862.
Der Tiger Tora, ist ein übernatürliches Tier, das in Japan nicht vorkommt. Deshalb sind seine Darstellungen oft karikiert. Er ist eine Inkarnation des Alpha-Sterns im Sternbild des Grossen Wagens. Assoziiert mit Naturgegebenheiten wie Erde, Erdboden, Herbst, brüllendem Sturm, Donner und mit dem Westen. Zunächst ein Symbol der Weiblichkeit, während der Drache für Männlichkeit steht. Sein Fell wird mit fünfhundert Jahren weiss. Auf seiner Stirn erscheint dann das Königszeichen Ô. Mit tausend Jahren bewohnt er die Milchstrasse oder, gemeinsam mit Hase und Schildkröte, den Mond. – Seine Asche schützt gegen Krankheiten. Seine Krallen sind gesuchte Talismane. – Dem Buddhismus gilt er als Sinnbild der Kraft des Glaubens, besonders wenn dieser in das Animalische eingebettet ist. Tiger im Bambus Take ni tora symbolisiert die Gastfreundschaft des Schwachen, Flexiblen für das Starke.
RANMEI, über diesen Schnitzer, ist wenig bekannt und die Angaben sind widersprüchlich. Jonas, 1928, sagt lediglich Ivory, 18th-19thc. – Meinertzhagen, Art of the Netsuke Carver, 1956, reiht ihn in die Schule von Rantei ein, was wegen der Ähnlichkeit des Namens naheliegt. Folglich Kyôto, 19.Jh. – N. Davey, Hindson Collection, 1974, schon etwas eingegrenzter, schreibt Ivory, early to mid 19thc. – Der Meinertzhagen Card Index, 1981, bildet S.637 einen Tiger von Ranmei ab und schreibt, being intermediate in general character between the work of Masanao or Tomotada and that of the later carver Hakurio (=Hakuryû). Das ist jedenfalls eine excellente Nachbarschaft, ebenfalls in Kyôto.