Hirschhorn-Ryûsa. Im Zentrum dieses kunstvoll ausgehöhlten Stücks steht eine 16blättrige Chrysanthemenblüte. Von der Blüte ausgehende Blütenblattstrukturen reichen bis an die Peripherie und runden sich gegen die Rückseite. Am Rand sind sie durchflochten von einem zirkulären Doppelband und münden auf der Rückseite in immer schmaleren Streifen in den porösen Teil des Hirschhorns, wo ein zentrales Himotoshi das Zentrum bildet. Ein weiteres grösseres Himotoshi, dieses umrandet, befindet sich dezentral. Insgesamt eine grossartig gelungen Konstruktion, die ihresgleichen nicht findet. Durchmesser 44mm, Alter ca. 2. Hälfte 19.Jh., nicht signiert. Material und Machart sprechen für eine Herkunft aus der Asakusa-Schule in Edo/Tôkyô.
Herkunft: Auktion Zacke, Wien, 2.11.2019, Lot 74, für € TMXO.
Die Chrysantheme, kiku, ist das Nationalemblem von Japan (wenngleich in Japan nicht heimisch sondern im 4.Jh. aus China importiert). Sie ist ein glückbringendes Symbol des Herbsts und der Reinheit. Sie blüht im Herbst, ungeachtet der ersten Fröste, zu einer Zeit, da die meisten anderen Pflanzen dahinwelken. Kiku-tsuki = 9.Monat. Sie gilt als majestätisch und würdevoll, heisst auch „Goldenes Kraut“, „Sterne sehendes Kraut“, „Kraut von tausend Menschenaltern“, „Alterskraut“… Die sechzehnblättrige Variante bildet das kaiserliche Wappen Gomonshô.
Am 9. Tag des 9. Monats feiert man das Chrysanthemenfest Chôyô no Sekku, eines der national begangenen „fünf jährlichen Feste“. Auch „Kastanienfest“, „Doppel-neun“. Ursprünglich chinesisch, in Japan schon seit langem heimisch. Feier anlässlich des Wechsels der Jahreszeiten. Früher wurden Dichterwettstreits Uta-awase veranstaltet. Man begibt sich in die Berge und isst Reis mit Kastanien und trinkt Sake, in welchen Chrysanthemenblüten getaucht wurden. In der Edo-Zeit unternahm man Exkursionen zu Chrysanthemenfeldern. Heute wird am 9. September im kaiserlichen Palast ein Diner zu Ehren der Chrysantheme gegeben.