Elfenbein Katabori mit geschwärzten Konturen. Der gehörnte Windgott, bekleidet nur mit einer Fellhose, steht tänzerisch auf dem rechten Bein. Die Füsse haben fünf Zehen, die Hände nur vier Klauen. Hand und Fussgelenke sind mit Ringen geschmückt. Er blickt prüfend und pfiffig wissend nach oben, um den Mund einen schelmischen Zug. Über die linke Schulter trägt er den gefüllten Windsack, in der rechten Hand eine Sakeflasche. Das Elfenbein hat auf der Rückseite schon etwas Patina. Höhe 52mm. Im Gesäss zwei kleine umringte Himotoshi. Nicht signiert. Alter: vermutlich spätes 19.Jh.
Herkunft: Auktion Koller Zürich, 24.9.2005, Lot 344.
FUTEN, oder Fujin, ist der shintôistische Gott des Windes. Brahmanischen Ursprungs. Dargestellt als alter Mann mit wehendem Bart und Gewand, mit einer vom Wind bewegten Fahne. Meist mit Lockenhaar und Schleier, die ihn als einen ursprünglich indischen Gott ausweisen. Erst später, unter japanischem Einfluss wird er als eine Art Dämon, Oni, gehörnt und mit Klauen, mit Windsack und Fächer, auch Speer mit Wimpeln dargestellt. – Seinem Eingreifen danken die Japaner die zweimalige Rettung vor der Seemacht Kublai Khans im 13, Jh. Damals zerstörte jeweils ein Taifun, ein Götterwind „Kamikaze“, die gesamte feindliche Flotte, die sich vor der Küste Japans bereits zum Angriff versammelt hatte. Bis heute nehmen alle religiösen Gruppierungen für sich in Anspruch, durch ihre Gebete damals die Rettung des Landes herbeigeführt zu haben.
Der potenziell wilde und zerstörerische Naturgott erscheint auf diesem Netsuke vergleichsweise spassig und harmlos. Die Reisweinflasche in seinen Händen ist einmal mehr Ausdruck von Witz und Respektlosigkeit, die die Netsukeschnitzer sich so gerne gestatten.