Elfenbein-Katabori. Schlafender Eber, leicht nach links gewendet liegend auf einem Bett aus Ästen und verschiedenen Blättern. Der Rücken des Tieres ist vom Tragen glattpoliert, das Fell ist dort nicht mehr zu sehen. Während die Oberseite sehr gemütlich und friedlich wirkt, ist die reichhaltige Unterseite mit Ästen, Blättern und den ungleich grossen Himotoshi geradezu aufregend. Länge 51mm, Alter 18.Jh., aus der Schule von Kyôto, im Stil von Tomotada. Nicht signiert. –
„Among the most attractive reclining renderings are those by Toyomasa, Hidemitsu, Tametaka and Minko, as well as boars sleeping on leaves as interpreted by the Kyoto School artists, some of which are among the finest netsuke in existence.”
Prof. Marc F. Severin, “Boars”, Journal of the INCS, vol.6/1, June 1978, pp.31-32.
Herkunft: Auktion Koller, Zürich, 7.6.2018, Lot 371, für CHF TGMM. Provenienz: Armin Lemp, Zürich.
Der Eber, I, Inoshishi – ist das 12. Zeichen des Tierkreises. Ihm sind die Stunden von 9 bis 11 Uhr nachts zugeordnet. Das Tier ist in Japan heimisch. Er gilt als das tapferste aller Tiere. Er blicke nicht rechts noch links, sondern stürze sich geradewegs auf den Feind und erwäge nie sich zurückzuziehen. Ein Symbol von Reichtum und Wohlbefinden. Man sagt, dass Wildschweine in gewöhnlichen Jahren 12, in Schaltjahren 13 Junge werfen. – Die im Zeichen des Ebers Geborenen gelten als mutig, kräftig, durchsetzungsfähig, treu und ehrlich. Sie sind wissbegierig und doch ist, was sie sich lernend aneignen, nur oberflächlich. Man sagt von solchen Menschen, sie seien vordergründig breit, dahinter aber schmal. – Eberfleisch wurde als Heilmittel gegen Epilepsie und Haarausfall angesehen. Eber seien immun gegen Schlangenbisse und fressen besonders gern Schlangen. Das durchbohrte herzförmige Eberauge symbolisiert Tapferkeit. Es findet sich oft als Verzierung auf militärischem Gerät.
Der Maler Maruyama Ôkyô (1733-1795) sah einst im Wald einen Eber liegen und malte ihn. Ein befreundeter Jäger kritisierte, auf dem Bild käme die latente geballte Kraft des Tieres nicht richtig zur Geltung. Am nächsten Tag ging Ôkyô wieder in den Wald. Das Tier lag immer noch da, es war tot. Ôkyôs Gemälde war demnach nicht so schlecht, im Gegenteil, es war sogar sehr wirklichkeitsgetreu.