Elfenbein-Katabori. Die Kuh liegt geduldig nach rechts gewendet und betrachtet ruhig und aufmerksam das kleine Kalb, das neben ihr liegt und ihre Wange leckt. Ein Ring führt durch ihre Nüstern, das Zaumzeug besteht aus geflochtenen Seilen, ebenso das Leitseil, das auf ihrem Rücken liegt. Die Pupillen der Kuh sind in dunklem Material, vermutlich Horn, eingelegt. Sehr sorgfältige Fellzeichnung, geringe Tragespuren, einige feine horizontale Altersrisse. Die Unterseite in goldgelber Patina, auch dort alle Details makellos ausgeführt. Auf dem Bauch des Grosstiers zwei ungleich grosse, gut gebohrte Himotoshi und daneben in einer viereckigen Aussparung die Signatur TOMOTADA (K179, K283). Ein klassisches Stück. Länge 64mm, Alter um 1800.
Herkunft: Auktion Koller, Zürich, 7.6.2018, Lot 372, für Fr. AOTA.-. Vorher bei Sidney L. Moss, London, erworben am 10.7.1968
Kuh und Kalb: Engelbert Kaempfer, 1651-1716, deutscher Arzt und Forschungs-reisender in holländischen Diensten, „Japans wissenschaftlicher Entdecker“, schrieb, Rinder wurden im alten Japan als Reit- und Zugtier gehalten, nicht wegen Milch, Butter oder Fleisch. Konfuzius verbot, sie zu schlachten und zu verzehren, da sie doch so hilfreich und nützlich sind. Der Ochs ist, im Gegensatz zu dem Pferd, das vom Krieger geritten wird, das Reittier des friedlichen und philosophischen Mannes, insbesondere Lao Tses. Er ist ein Sternzeichen, Symbol der Reinheit, des Frühlings – besonders in Verbindung mit der Pfirsichblüte – und der Land-wirtschaft. Sein ruhiges und scheinbar kontemplatives Naturell liess ihn zum Emblem des Zen werden. Der beliebte Bildzyklus der zehn Ochsenbilder ist eine Parabel für den Umgang des Menschen mit seiner Tiernatur. Lit.: Volker T.: The Animal in Far Eastern Art, Leiden 1950.
TOMOTADA, ist einer der 54 im Sôken Kishô von 1781 erwähnten Netsukeschnitzer. Dort heisst es von ihm, „Tomotada from the Capital Kyoto. He calls himself Izumiya Shichiemon. He is a genius at carving cattle. His netsuke are highly praised and admired, especially in the Kanto (Tokyo) area. As this is the case, there may be hundreds of imitations. However, the originals are extraordinarily fine in workmanship.” – Ausgangspunkt war wohl die Darstellung des liegenden Ochsen. Die Gruppe Kuh und Kalb ist eine Erweiterung des Themas und eine Herausforderung an den Schnitzer. Seine Stücke sind von grosser Kunstfertigkeit und lebendigem Ausdruck. Er schnitzte v.a. in Elfenbein. Schon zu Lebzeiten und auch später wurde er viel kopiert. Es existieren wesentlich mehr Tomotada-Rinder als er in