Elfenbein Katabori. Der Glücksspatz in der typischen Version von Masanao von Kyôto. Wach, souverän und etwas abschätzig blickt er in die Welt. Die Flügel breit ausgebreitet, das Schwänzchen wie bei der Liebeswerbung keck in die Höhe gestreckt, liegt er behäbig da, als ob ihm niemand und nichts etwas anhaben könnte. Unterseitig die gravierten Füsse und Krallen und in einer ovalen Umrandung die Signatur MASANAO, , (K191, K282). Auf Unter- und Hinterseite zwei ungleich grosse, gut gebohrte Himotoshi. Breite 57mm. Alter: 19.Jh. In dieser kompakt abgerundeten Form ein ideales Netsuke.
Herkunft: Auktion Zeller, Lindau, 12.9.2020, Lot 1545, für € GGTO. Vorher Sammlung Wilwers, Luxemburg, vorher Auktion Sotheby’s, London, 17.6.1987, Lot 5, ersteigert von W.W.Winkworth für £800 (siehe umseitig).
Suzume – der japanische Spatz, Sperling, Passer montanus, ist ein Baum-, nicht, wie unser Spatz, ein Hausvogel. Seit alters ein Symbol der Freundschaft und des bäuerlichen Fleisses. Ein Schwarm Spatzen steht für Anmut, Güte und Lieblichkeit. Spatzen, die in Reih und Glied marschieren, bedeuten etwas Ausserordentliches, ja etwas Unmögliches. Ein weisser Spatz ist ein gutes Omen.
Ein Samurai wollte einst seinem Herrn ein besonderes Geschenk machen. Er liess aus China einen Käfig mit chinesischen Spatzen kommen. Einer von ihnen starb unterwegs. Der Samurai ersetzte ihn durch einen japanischen Spatz. Der Daimyô war hocherfreut über das Geschenk, doch fragte er, „wieso ein japanischer Spatz unter den chinesischen?“ Der Samurai antwortete „die Vögel sind Ausländer, ich dachte, sie brauchen einen Dolmetscher“
Fukura Suzume (脹ら雀), „aufgeplusterter Spatz“, auch „Glücksspatz“, weil die Wörter für „Glück“ 福 und „anschwellen“ 脹 klanggleich sind. Der erste Spatz hatsu suzume im Neuen Jahr gilt als besonders glückbringend. – Das Märchen Shitakiri suzume, erzählt von einem Ehepaar, das sich liebevoll eines Spatzen annahm. Eine böse Nachbarin, Arababa, schnitt dem Tier wegen eines geringfügigen Vergehens die Zunge heraus. Schwer verwundet entkam der Vogel in den Wald. Die Alten gingen ihn suchen, fanden ihn in seinem Haus und wurden von ihm und seinen Verwandten festlich zum Essen eingeladen. Beim Abschied durften die Alten zwischen zwei Körben wählen. Bescheiden wählten sie den kleineren, der, wie sich später herausstellte, Gold und Edelsteine enthielt. Die böse Arababa, als sie davon hörte, wollte es ihnen gleichtun, ging ebenfalls in den Wald, wurde bewirtet, wählte beim Abschied aber den grösseren Korb, aus dem Gespenster und Teufel entwichen, die sie erwürgten. – Diese Spatzenform ist auch ein beliebtes Kinderspielzeug. Lit.: Beamer Chr.: Suzume No Yado. Int Netsuke Soc J 26/3, 2006, pp.23-26.
Masanao von Kyôto, vor 1781, einer der bedeutendsten Netsukeschnitzer überhaupt, soll diesen Netsuketypus erfunden haben. Schon zu seinen Lebzeiten und später erst recht gab es zahlreiche Kopien und Fälschungen.