Holz-Katabori. Der Konoha-Tengu-Kobold, erkenntlich an der überlangen Nase und den Federschwingen, sitzt vor einer Schale mit Miso-Brei und rührt mit seiner langen Nase darin um. Auf dem Kopf trägt er das Tokin, das kleine Käppchen der Yamabushi-Krieger. Das lange Haupthaar und das Federkleid auf dem Rücken sind sehr schön geschnitzt. Unterseitig zwei verschieden grosse Himotoshi. Alterssprünge vorne durch die Schüssel und rechts am Kopf. Schöne Glanzpatina. Nicht signiert. Höhe 38mm. Alter: ca. 1.Hälfte 19.Jh.
Herkunft: Aus dem Nachlass meiner Mutter 2006, abgebildet im Auktionskatalog Zacke, Wien, 29.11.1996, Lot 18.
Tengu — wörtlich „Himmelshund”, sind niedrigrangige Shintô-Gottheiten, Wald-, Baum- und Bergdämonen, Kobolde, Gnome, die allerhand Streiche vollführen. Sie sind chin Ursprungs. Ab dem 6./7.Jh. ist von ihnen in Japan die Rede. Die Geschichtensammlung Konjaku Monogatari Shû aus dem 12. Jh. zeichnet sie als Feinde des Buddhismus, die Gläubige vom rechten Weg abzubringen trachten. T.-Erzählungen waren besonders beliebt im 18.Jh. Dazumal erhielten sie auch eine positive Konnotation. Unterschieden werden Karasu tengu, vogelartig mit Schwingen, Schnäbeln, auch Klauen, und Konoha tengu oder Hananaga Tengu mit langer Nase, wie in diesem Netsuke. Oft tragen die T. eine achteckige Kopfbedeckung Tokin und sind gekleidet wie die Kriegermönche Yamabushi. Sie können sich auch in Yamabushi verwandeln. Sie lieben das dichte Laubwerk der Berge. Alle T-Stämme haben einen Führer. Deren oberster, ihr König ist Dar Tengu Sôjôbô, Tengu Sama, der auf dem Kuraura-Yama haust und einst den jugendlichen Helden Toshitsune im Fechten unterrichtete. T. haben übernatürliche Kräfte. Im Führen von Waffen, besonders im Fechten sind sie unübertroffen. Sie können sowohl gut als auch böse sein. T. können Erwachsene wie Kinder verschleppen. T. bestrafen Waldfrevler. Es gibt T-Besessenheit, ähnlich wie Fuchs-Besessenheit. – Von den Strausseneiern, welche die Holländer nach Deshima/Nagasaki importierten, glaubten die Japaner, es wären Tengu-Eier. – Während langer Zeit bekämpfte der Buddhismus die T. Schliesslich nahm er sie, da sie im Volksglauben fest verwurzelt waren, aber doch in sein Pantheon auf Noch 1860 wurde in Nikko ein amtlicher Erlass öffentlich angeschlagen, wonach alle T. sich von dem Mausoleum fernzuhalten hätten bis der Besuch des Shôguns vorüber sei. Bis heute opfern Jäger und Holzfäller den Tengu.
Miso: ist vergorener Sojabohnenbrei aus Bohnen, Reis und Salz. Gelblich, braun oder rotbraun. Basis für Suppen. Dass der kriegerische Tengu sich zu häuslicher Arbeit hergibt, bzw. vom Schnitzer eine solche zugeteilt bekommt, kann apotropäisch gedeutet werden oder als Zeichen dafür, dass die Angst vor Tengu nicht allzu gross war