Elfenbein-Katabori. Vorgeneigt sitzender Mann, bekleidet mit einer mit Rautenmuster dekorierten Jacke aus dünnem Stoff, das rechte Bein untergeschlagen, das linke Knie aufgestellt. Unterhalb des linken Knies eine Moxa-Kugel, diese eingelegt, vermutlich in dunklem Horn. Der Mann umfasst das linke Knie mit beiden Händen. Das Gesicht ist grimmig-komisch verzerrt. Grosse nackte Füsse. Im Rücken zwei gleichgrosse, gut gebohrte Himotoshi. Dort auch in einer vertikalen ovalen Reserve die Signatur: MUCHU (K453, K179). Präzise, detaillierte, lebendige Schnitzarbeit, einzelne feine Alterssprünge, schöne Patina. Höhe: 39mm, Alter: ca. Mitte 19.Jh.
Herkunft: gekauft Februar 1996 bei St. James’ Gallery, H. Seleger, Zürich, Attest Nr. 11937. – Abgebildet: Int. Netsuke Society Journal Vol.16/1, 1996, p.43.
Moxa oder Moxibustion ist eine alte (2.Jh.v.Chr.) Heilmethode aus der traditionellen chinesischen Medizin. Das Wort Moxibustion setzt sich aus japanisch mog(u)sa für die getrockneten und fein gemahlten Blätter des Beifusses Artemisia princeps und dem Lateinischen combustio für Verbrennung zusammen. Bei der Moxibustion werden kleine Mengen von getrockneten, feinen Beifußfasern ( jap. Yomogi) auf oder über bestimmten, auf den Meridianen liegenden Therapiepunkten – nicht in der Nähe von Knochen oder Bändern, wo ernsthafter Schaden hätte verursacht werden können – abgebrannt. Ähnlich wie die Verwendung von Schröpfköpfen und Blutegeln bewirkt sie eine lokale Entzündung und regt die Durchblutung an. Auf Netsuke findet sich das Moxa-Kügelchen zumeist auf der Aussenseite des Unterschenkels unter einem Knie. Dieser Anwendungspunkt, jap. Zusanli, soll ein langes Leben gewährleisten (Beamer Ch.: Moxibustion – An Aid to a More Healthful Life. INSJ 40/1, Spring 2020, pp.33-34).
Verbrecher und Diebe, so hiess es, wären leicht zu fangen, wenn man in ihren Fussstapfen Moxa verbrannte. Umgekehrt konnten Diebe auch die Aktivitäten der zu Bestehlenden einschränken, indem sie in deren Fussstapfen Moxa verbrannten und ihnen damit Schaden an den Füssen beibrachten. Auch wurde empfohlen, Moxa in den Sandalen von Gästen abzubrennen, die zu lange verweilten (H.L. Joly: Legend in Japanese Art. p.102).