Holz-Okimono. Der Oni, ein Dämon, erkennbar an den Hörnern und den dreiklauigen Händen und Füssen, sitzt auf dem Boden. Er ist nackt bis auf eine kurze Hose. Das rechte Bein ist gestreckt, das linke angezogen. Der Körper ist stark behaart, das Gesicht von einem Bart umrandet. Die Arme sind gestreckt, die Hände überkreuzt. Der Kopf ist nach rechts oben gewendet, der Mund weit offen gähnend. Die Pupillen sind in dunklem Horn eingelegt. Die Muskulatur und die Rippen sind kräftig, fast übertrieben deutlich dargestellt. Länge 70mm. Keine Himotoshi. Alter: vermutlich um 1900. Die Darstellung ist eine Allegorie auf Daruma, der den Buddhismus nach China brachte und nach neun Jahren in Meditation oftmals gähnend und sich streckend dargestellt wird. Also der Teufel, der den Heiligen imitiert.
Herkunft: aus dem Nachlass meiner Mutter 2006. Abgebildet im Auktionskatalog Dorotheum, Wien, 27.9.1994 Lot 679
Oni: „Kobold”, „Teufel”, „Dämon”. Ursprünglich Bezeichnung für alles Verborgene, Unsichtbare, das den Menschen gefährlich werden kann. Die Herkunft der Ô. geht wahrscheinlich auf das exorzistische Tsuina-Ritual zurück. In der Heian-Zeit 784-1185 Bezeichnung für ein übernatürliches Wesen, das nicht leicht zu sehen ist. Mit der Einführung des Buddhismus unterschied man rote und blaue O., Aka-Oni und Ao-Oni. In ihrer sinisteren Bedeutung sind O. folkloristisch dargestellt mit Hörnern, scharfen Zähnen, bösem Blick und dreiklauigen Extremitäten, bisweilen mit Höschen aus Tigerfell. Ein Pantheon missliebiger Bösewichte, die alle Arten von Unwetter und Unglück verursachen. Sie sind Begleiter der zehn Höllenfürsten, insbesondere des Unterweltkönigs Emma-Ô. Buddhas können sie bekehren, indem sie ihnen die Hörner abschleifen, dann sieht man sie mit Rosenkränzen, als Bettelmönche, Oni no nembutsu, aber man glaubt ihnen die Bekehrung nicht recht. Oni no nembutsu hat die Bedeutung von ‘Wolf im Schafspelz’. Ihr grosser Gegenspieler ist Shöki, der Dämonenfänger. Zum Neujahrsfest Ôni Yarai vertreibt man sie, indem man mit Bohnen nach ihnen wirft. Ô.-Masken finden auf dem Theater keine Verwendung