Elfenbein-Katabori. Der Rattenfänger, nackt bis auf ein Lendentuch, sitzt vorgeneigt, fast zusammengeklappt kauernd über einer Schachtel mit der Aufschrift „Masu” (es handelt sich um eine Messschachtel, um Bohnen zu dosieren), in welcher er die Ratte einschliessen wollte. Doch die Ratte entkommt eben über seine linke Schulter. Ihm bleibt nur, ihr überrascht, verärgert und fassungslos hinterher zu schauen. Realistische Momentaufnahme. 45mm lang. Zwei kleine Himotoshi unterseitig am Bauch des Mannes. Unterseitig an dem Lendentuch Fondoshi auch eine Signatur ?KYOKU UN. Alter, vermutlich 2, Hälfte 19.Jh.
Herkunft: Aus dem Nachlass meiner Mutter, Auktion Zacke, Wien, 21.10.1995 Lot 26, dort geschätzt auf ö. Sch. 6000-12000.
Die Ratte, Nezumi – „Wurzel-Bewohnerin” — ist das erste Tier des astrologischen Tierkreises, weil sie, als Buddha die Tiere zu sich rief, als erste bei ihm ankam. Sie ist ein Attribut des Glücksgottes Daikoku. — In der Chronik Nihongi (um 720) heisst es, wenn die Ratten wandern., müsse die Hauptstadt verlegt werden — was in alten Zeiten jedes mal beim Tod eines Herrschers geschah. — Sie sind eine Landplage, gleichzeitig wegen ihrer raschen Vermehrung und weil sie ausgesprochene Kulturfolger sind, „wo Ratten sind, ist Wohlstand”, Symbol des sich vermehrenden Reichtums und auch des Kindersegens. — Der Rattenfänger: im 19. Jh. gegen Ende der Tokugawa-Ära (bis 1868) und weiter in der Meiji-Zeit (1868-1912) wurde es üblich, Alltagsszenen, bürgerliche und handwerkliche Berufe kunsthandwerklich darzustellen. So wurde auch der Typus des Rattenfängers mit erstaunlich geringen Abwandlungen ein ziemlich stereotypes Motiv (siehe umseitig und auch Nr.133 dieser Sammlung). Der Rattenfänger wird häufiger in Holz abgebildet als in Elfenbein.
Zu der Signatur: keine Angaben