Netsuke Nummer: 249

Ratte, kugelrund

Holz-Katabori. Eine kugelig zusammengebogene Ratte. Der Kopf und der Ansatz des Schwanzes sind in einem enormen Spannungsbogen des Rückens einander maximal angenähert. Es ist nicht einfach, auf dem kugelrund gearbeiteten Tier die vier Pfoten zu platzieren: die rechte Vorderpfote liegt auf der Nase, die recht Hinterpfote ruht auf dem rechten Oberarm, die linke Vorderpfote umfasst den nach links hinten gerundeten Schwanz, die linke Hinterpfote kratzt das linke Ohr. Die Augen sind in schwarzem Material eingelegt. Als Schnuröffnung könnte lediglich eine kleine Öffnung zwischen rechter Vorderpfote und Nase dienen. Das Stück weist keinerlei Tragespuren auf. Feine sorgfältige Fellzeichnung. Oberhalb des Schwanzansatzes in einer polierten ovalen Aussparung die Signatur MASANAO (K191, K282). Grösster Durchmesser 39mm, Alter: vermutlich nach 1900, siehe unten.

 

Herkunft: Auktion Zacke, Wien, 22.6.2019, Lot 232, für € AXAN

 

Ratte: Nezumi ist das erste Tier des asiatischen Tierkreises, weil sie, als Buddha die Tiere zu sich berief, als erste bei ihm ankam. Sie ist das Begleittier des Glücksgottes Daikoku, den sie gegen die Nachstellungen des Unterweltfürsten Emma-Ô verteidigte, indem sie dessen Abgesandten, den Oni Shiro mit dem Zweig einer Stechpalme vertrieb. Wegen ihrer schnellen Vermehrung ist sie ein Symbol des Reichtums. Sie ist ein ausgesprochener Kulturfolger. Wo Wohlstand ist, da sind auch Ratten. Zugleich hat sie aber auch die infauste Bedeutung derjenigen, die den Reichtum gefrässig gefährdet. – Erste Darstellungen der „Kugelratte“ stammen aus dem Kyôto des ausgehenden 18. Jahrhunderts. Siehe umseitig bei den Vergleichsstücken. Verbreitung erlangte das Modell durch die Schnitzer der Werkstatt Masanao. Von dem Typus der Kugelratte existiert eine Darstellung in einem Skizzenbuch von Suzuki Masanao („Masanao I“), 1815-1890.

 

MASANAO: Schnitzergilde von Ise/Yamada. Deren erster, Isshinsai Masanao, arbeitete – so R. Bushell, Collector’s Netsuke, 1971 –  bereits vor 1800. Im 19.Jh. muss eine grosse Werkstatt bestanden haben. Die Signatur Masanao ist eine der häufigsten Signaturen überhaupt. Gearbeitet wurde fast ausschliesslich in Holz. Dargestellt wurden vor allem Tiere. Fast immer von hervorragender Qualität. Die Signatur Masanao wird bis heute verwendet. Gemäss der Auflistung der Masanao-Signaturen verschiedener Meister bei Alain Ducros, Netsuke & Sagemono, 1987, p.210 könnte dieses Stück von Masanao Kisaburo, 3. Generation der Masanao-Familie, 1890-1945, stammen. Die Variante Kugelratte mit Pfote auf der Schnauze  wird in der einschlägigen Literatur (INCS J. 5/2, Dec.1977, Ss.42-43) zeitlich gewöhnlich als „spät“ eingestuft.

Zum Vergleich

WEITERE NETSUKE

Netsuke Nummer: 248

Holz-Katabori. Der Knabe/junge Mann sitzt, gekleidet in einen Kimono, der mit stilisierten Blüten dekoriert und hinten mit einer grossen Masche gebunden ist, auf einer Strohmatte. Vor sich hat er einen perfekt gearbeiteten, durchbrochenen geflochtenen Korb. Darauf liegen Pilze. Zwei Blätter hängen vorne über den Korb…

Netsuke Nummer: 250

Elfenbein-Katabori. Anders als die meisten schlanken Zikadendarstellungen ist diese rundlich und kurz gearbeitet. Dadurch hat sie etwas Gemütliches. Das Tier sitzt auf einem Stück Bambusrohr. Zusätzlich zu den beiden Öffnungen vorn und hinten findet sich auf der linken Seite noch eine Schnuröffnung Himotoshi. Links hinten…

Netsuke Nummer: 251

Hirschhorn-Ryûsa. Im Zentrum dieses kunstvoll ausgehöhlten Stücks steht eine 16blättrige Chrysanthemenblüte. Von der Blüte ausgehende Blütenblattstrukturen reichen bis an die Peripherie und runden sich gegen die Rückseite. Am Rand sind sie durchflochten von einem zirkulären Doppelband und münden auf der Rückseite in immer schmaleren Streifen…