Netsuke Nummer: 187

Schildkröte

Hirschhorn-Katabori. Relativ flache Schildkröte. Die vier Extremitäten und der Schwanz sind angelegt bzw. eingezogen. Auf dem Panzer links hinten eine ausgedehnte Spongiosastelle. Der Kopf, „missmutig” nach links blickend, ist eingesetzt als Spongiosazapfen. Unterseitig zwei gut gebohrte, ungleich grosse Himotoshi mit Tragespuren, schöne Glanzpatina. Länge 52mm. Alter: ca. 1. Hälfte 19.Jh.,

 

Herkunft: Gekauft im Februar 2011 als Teil eines Lots von Fr. Dr. G. Giessberger, Graz.

 

Die Schildkröte Emys vulgaris, jap. Kame, ist eines der vier übernatürlichen Tiere (die anderen sind: der Drache Ryû, das Kinn und der Hô-ô-Vogel). Sie ist die Repräsentantin des irdischen Prinzips, Symbol von Ausdauer, Beständigkeit und langem Leben. Sie trägt den Pfeiler des Universums. Ihr gewölbtes oberes Panzerteil symbolisiert den Himmel, das untere, flache, die Erde. Sie weiss folglich um die Geheimnisse des Himmels und der Erde. Sie ist auch assoziiert mit Wassergottheiten. Eine mythische Riesenschildkröte mit einem Auge auf ihrer Unterseite lebt in den Tiefen des Ozeans und taucht nur alle dreitausend Jahre auf, um einen Blick auf die Sonne zu werfen. Schildkröten leben 10000 Jahre lang. Sie sind das Reittier der sieben Glücksgötter Shichifukujin und vieler anderer Gottheiten. Die Schildkröte trägt auf ihrem Rücken den heiligen Berg Hôrai. Als Glückssymbol wird sie zu Geburten und Hochzeiten verschenkt. Aus ihrem Panzer kann wahrgesagt werden. Die sechseckige Zeichnung symbolisiert die sechs Kardinaltugenden. – Schlange und Schildkröte sind Symbole des Nordens und des Winters. Auch hielt man die beiden Tiere wegen der ähnlichen Kopfform für das männliche und weibliche Exemplar derselben Species. In Japan glaubte man, dass die beiden Tiere sich durch Gedankenvereinigung fortpflanzen. In China gibt es für „Bastard” die Bezeichnung „Schildkrötenei”. „Schildkrötenkind” bedeutet demnach so viel wie ein ausserehelich gezeugtes Kind. – Junge Schildkröten auf dem Rücken eines erwachsenen Tieres symbolisieren Fruchtbarkeit.

Zum Vergleich

WEITERE NETSUKE

Netsuke Nummer: 186

Bein- und Holz-Katabori. Eine verhältnismässig kleine Schnecke mit Schneckenhaus sitzt auf einer verhältnismässig grossen Venusmuschel. Dezent gebeizt. Unterseitig zwei kleine Himotoshi ohne Tragespuren. Sauber gearbeitetes, nettes, aber auch anspruchsloses Stück. Länge 36mm. Alter: vermutlich nicht älter als 1900.   Herkunft: gekauft im Februar 2011 als…

Netsuke Nummer: 188

Holz-Maske. Maske der Shintö-Fruchtbarkeitsgöttin Okame. Pausbäckig lachend, Grübchen in den Wanken, obere Zahnreihe zeigend. Buchsbaumholz, dunkel gefärbt, 47mm. Auf dem Steg hinten links die Signatur: Ichi-ko (K141, K229) = IKKO. Alter: Mitte 19.Jh.,   Okame, Uzume – shintôist.Göttin der Sinnenfreude. Die jap. „Venus”. Als die…

Netsuke Nummer: 189

Holz-Katabori. Grimmig und tatendurstig kniet der Dämonenfänger Shôki auf einem liegenden Teufelchen, einem Oni. Mit der Linken packt er diesen im Genick, in der Rechten hält er das grosse Schwert bereit. Der prächtige Bart ist breit aufgefächert. Shôkis Augen sind doppelt, die des Oni einfach…