Elfenbein-Katabori. Eine Schlange, kompakt geknäuelt und gewunden in 2stöckigen S-Windungen, die Schuppen in engen Linien geschnitzt und eingefärbt, die Augen eingelegt, die Zunge züngelt weit heraus. Gegen Ende des Schwanzes ist dieser auf der Unterseite ein klein wenig abgehoben, was als natürliche Himotoshi dienen könnte. Auf der Unterseite in einer rechteckigen Kartusche eine Signatur TADAYOSHI, auch zu lesen als TADASHIGE, s.u. Länge 38mm, Alter ca. Mitte 19.Jh., perfekter Zustand. Keine Gebrauchsspuren.
Herkunft: Auktion Zeller, Lindau, 13.7.2022, Lot 274, für € OMGX. Vorher Sammlung Ferdinand Leitner.
Die Schlange, Ja, Mi, Hebi, ist das 6. Tier des Sternkreises. Sie kommt schon vor. In den Ursprungsmythen tötet der Mondgott Susanô-ô eine achtköpfige Schlange. Aus ihrem Schwanz barg er das Schwert Kusanagi, eines der kaiserlichen Insignien. – Schlangen wurden als übernatürliche Wesen angesehen. Götter zeigen sich in ihrer Gestalt, besonders als weisse Schlangen, oder benützen sie als Attribut oder Botin. Schlangen können menschliche Gestalt annehmen. Tote kehren in Schlangengestalt zurück, um sich zu rächen und Gerechtigkeit wiederherzustellen. Schlangen, besonders tote, sind Vorboten von Unheil, während lebende, v.a. rote, ein gutes Omen sind. Sie gelten als schlau. Schlangen in alten Häusern sind Wächter. Wenn sie ein Haus verlassen, verkündet dies Unheil. Schlangen fürchten das Eisen, das als Talisman gegen sie eingesetzt wird. Sie sind empfänglich für Musik. Mit dem Aufkommen des Buddhismus in Japan im 6.Jh. wurden sie Symbol verschiedenster weiblicher Eigenschaften, Leidenschaften und Begierden, besonders der Eifersucht. Die Bosheit von Frauen wird offensichtlich, wenn sich ihr Haupthaar in Schlangen verwandelt. – Im Zeichen der Schlange Geborene sind nicht sehr gesprächig aber weise. Sie kommen leicht zu Geld. Sie sind schön und kleiden sich gern auffallend. Sie können andere dominieren und neigen in der Ehe zu Untreue.– Sprichwörter haben Schlangen zum Inhalt: „Der Blinde fürchtet die Schlange nicht“. „Einmal gebissen, doppelt ängstlich“. „Ein Gebissener erschrickt vor einem Seil“.
Tadayoshi/Tadashige: In der Literatur herrscht Uneinigkeit, ob die zweite Silbe -yoshi oder -shige zu lesen ist, die tatsächlich eine gewisse Ähnlichkeit haben, vor allem in der „fliegenden Handschrift“ Sôsho. Jedenfalls kam der Schnitzer aus Nagoya. War beeinflusst von Tadatoshi und Tametaka. Davey schreibt „the most celebrated of the Nagoya carvers“. Erhielt den Ehrentitel Hogen. Seine Lebensdaten sind nicht sicher überliefert. Der Höhepunkt seines künstlerischen Schaffens war um die Mitte des 19.Jh. Bemerkenswert ist dieses Stück aus Elfenbein, da behauptet wird, er habe nur in Holz gearbeitet. Es gibt aber dieses Stück mehrmals in Elfenbein, siehe umseitig.