Netsuke Nummer: 286

Shishi

Elfenbein Katabori von dreieckigem Grundriss. Der Löwenhund sitzt aufmerksam und kampfbereit etwas nach links gewendet, ringsum reich geschmückt mit Locken und Voluten. Bewegliche Kugel im offenen Maul. Die Augen doppelt eingelegt in hellem und dunklem Horn. Die Vorderpfoten und die rechte Hinterpfote umfangen einen grossen dekorierten Ball, den es offenbar zu verteidigen gilt. Auf dessen Unterseite zwei ungleich grosse, schön und tief gebohrte Himotoshi. Unterseitig schöne goldgelbe Alterspatina. Im Brustbereich die doppelt oval umrandete Signatur HIDECHIKA, K247, K484. Länge 43mm, Alter 1.H. 19.Jh.

 

Herkunft: Auktion Zacke, Wien, 4.11.2022, Lot 15, für € RAXX. Vorher Collection Gabor Wilhelm, Paris. Auktion Sotheby’s, London, 29.3.1995, Lot 185.

 

Der Tempellöwe SHISHI ist der König der vierfüssigen Tiere, Symbol der Kraft, insbesondere der unerschütterlichen Kraft der buddhistischen Lehre und der königlichen Macht. Den Japanern ist er nur von chinesisch/indischen Darstellungen her bekannt. Älteste Darstellungen datieren aus der Heian-Zeit (784-1185, bzw.1192). Er ähnelt ein wenig unserem Löwen, manchmal ist eine Ähnlichkeit zu Pekinesen zu erkennen, manchmal zu Drachen. Meist sind Shishi mehr drollig als angsteinflössend. Sie stehen paarweise am Eingang der Tempel, grimmig, mit lockigem Fell, einer männlich, eine weiblich, sagen gemeinsam das heilige Universalwort ‘A-um’, einer stellt Yin dar, der andere Yang. Einer hat das Tama in Händen, oft auch eine lose Kugel im Maul. Er ist das Reittier von Monju Bosatsu, Shubaka, Shôki und Shaka. Shishi können in einer Nacht 500 Meilen laufen. Allein mit ihrem Gebrüll reissen sie andere Tiere auseinander. Es heisst, sie leben in heiligen Tälern „in den westlichen Marchen Chinas“, umgeben von Päonien Botan, der „Königin der Blumen“. Sie erziehen ihre Jungen, indem sie sie Felsen hinunter stossen. Wer überlebt, überlebt.

 

HIDECHIKA CHOUNSAI: auch Hidechika II, aus der Schule von Tomochika I, Tôkyô. Jonas 1928 p.132 schreibt: Noted carver in ivory. Ueda1961, p.229: A famous carver. Meinertzhagen MCI p.133, datiert ihn „ca.1810-50“. Er schreibt, “Hidechika ranks among the best craftsmen of his school”. Seine Arbeiten sind vielfältig, Tiere, Menschen, Personengruppen, Manjû und Netsukemasken.

Zum Vergleich

WEITERE NETSUKE

Netsuke Nummer: 285

Elfenbein-Katabori. Eine Schlange, kompakt geknäuelt und gewunden in 2stöckigen S-Windungen, die Schuppen in engen Linien geschnitzt und eingefärbt, die Augen eingelegt, die Zunge züngelt weit heraus. Gegen Ende des Schwanzes ist dieser auf der Unterseite ein klein wenig abgehoben, was als natürliche Himotoshi dienen könnte….

Netsuke Nummer: 287

Wood-Okimono. Die äusserst fein und sorgfältig geschnitzte Kröte sitzt und wartet aufmerksam. Ihr Rücken ist über und über mit Pusteln bedeckt. Die Augen sind mit dunklem Material eingelegt. Der aufgeblähte Hals und der Bauch sind glatt und glänzend poliert. Auf dem Bauch die Signatur MASANAO,…

Netsuke Nummer: 288

Holz-Katabori. Der stehende Mann ist an dem Blattgewand zu erkennen als ein Sennin, ein unsterblicher Asket. Er steht an einem Krückstock. Der nach rechts oben gespitzte Mund macht deutlich, es handelt sich um Tekkai Sennin, der seine Seele in den Himmel ausbläst, um dort mit…