Holz-Katabori. Der stehende Sennin, zu erkennen an seinem Gewand aus Beifuss-Blättern, blickt grimmig nach links unten, wo er einen zappelnden, strampelnden, sich wehrenden kleinen Oni an den Haaren festhält. Das vorne offene Hemd lässt die Rippen des asketischen Mannes erkennen. In der hochgezogenen Rechten hält er in einer Drohgeste ein Reishi-Zepter. Die Augen des Sennin und des Teufelchen sind in hellem Horn eingelegt, die Pupillen mit einem schwarzen Punkt hervorgehoben. In allen Details äusserst sorgfältig geschnitzte Kleinplastik. 104mm hoch, auf Gürtelhöhe rechts hinten zwei gut gebohrte ungleich grosse Himotoshi, auf dem Kleidersaum rechts hinten unten eine Signatur: das erste Kanji in sosho ist nicht zu entziffern, das zweite ist zu lesen ICHI oder KAZU, das dritte ist das Suffix tô und bedeutet «gemacht von». Alter: ca. 2. Hälfte 19.Jh.
Herkunft: Auktion Zacke, Wien, 21.1.2021, Lot 314, für € RGTM. Vorher Gabor Wilhelm Sammlung.
Sennin sind taoistische Bergeinsiedler Asketen, Unsterbliche, Heilige. Die Idee entstammt dem taoistischen chinesisch-indischen Raum. Chinesisch: Hsien, der Mann der Berge, der Einsiedler. Sennin sind der Kette der Wiedergeburten enthoben, mit magischen Kräften ausgestattet, die sie mit selbstauferlegten geistigen und körperlichen Anstrengungen erworben haben. Sie verfügen über ausserordentliche Weisheit, können in verschiedenen Gestalten erscheinen, leben sehr lange, sogar ewig, und glücklich, müssen sich aber vor fleischlichen Anfechtungen hüten, um ihren Unsterblichkeitsstatus zu bewahren. Sie benötigen weder Speise noch Trank. Meist gehen sie barfuss und tragen ein charakteristisches Blättergewand aus Beifuss, Artemisia, resp. einen Blätterkragen.
Reishi Chin.: Lingzhi. Ein harter, nicht essbarer Baumschwamm, Fomes japonica, bzw. Polyporus Lucidus. Wächst aus den Wurzeln von Bäumen. Symbol für Fruchtbarkeit, Glück, langes Leben, Unsterblichkeit. Nur Hirsche Shika können ihn finden und ausgraben. Wird auch mannendake „Zehntausend Jahre-Pilz“ genannt. Unsterbliche werden oft mit einem Reishi-Zepter dargestellt.
Oni – „Kobold“, „Teufel“, „Dämon“. Ursprünglich Bezeichnung für alles Verborgene, Unsichtbare, das den Menschen gefährlich werden kann. In ihrer sinisteren Bedeutung sind Ô. folkloristisch dargestellt mit Hörnern, scharfen Zähnen, bösem Blick und dreiklauigen Extremitäten. Ein Pantheon missliebiger Bösewichte, die alle Arten von Unwetter und Unglück verursachen. Begleiter der zehn Höllenfürsten, insbesondere des Unterweltkönigs Emma-O. Buddhas können sie bekehren, indem sie ihnen die Hörner abschleifen. Die Kombination Shôki-Oni kommt häufig als Netsuke vor, Sennin und Oni dagegen ausgesprochen selten.