Elfenbein Katabori. Der Löwenhund Shishi sitzt aufgerichtet und umfasst mit allen vier Pfoten das Glücksjuwel Tama. Sein Fellkleid ist lockig mit zahlreichen sehr sauber gearbeiteten Voluten. Der Kopf ist nach oben links gewendet. Der Ausdruck ist aufgeregt, vielleicht ein wenig heiter. Die Pupillen sind mit dunklem Horn eingelegt. Das Maul ist weit offen mit sichtbaren Zähnen, darin rollt eine frei bewegliche Kugel. Höhe 48mm, ein «natürliches» Himotoshi zwischen Körper und rechter Vorderpfote, auf der Unterseite der Kugel in einer ovalen Reserve die Signatur GARAKU, , (K247, K474). Alter: ca. 1.Hälfte 19.Jh., perfekter Erhaltungszustand.
Herkunft: Auktion Dorotheum, Wien, 12.4.2021, Lot 55, für € TOJR, Vorher in der Sammlung Conte Don Enrico Lucchesi Palli, Fürst von Campofranco. Erworben um 1889, als er seinen Cousin Enrico (Henry) Prinz von Parma, Graf von Bardi, auf dessen Weltreise (1887-91) begleitete.
Shishi: Karashishi, Komainu – der Tempellöwe. König der vierfüssigen Tiere, Symbol der Kraft. Ist den Japanern nur von chin./ind. Darstellungen her bekannt. Älteste Darstellungen datieren aus der Heian-Zeit (784-1192). Das Reittier verschiedener Götter und Heiliger. – Ähnelt ein wenig unserem Löwen, kleiner als ein Tiger, gelb- oder goldfarben, mit einem langen Schwanz. Manchmal ist eine Ähnlichkeit zu Pekinesen zu erkennen, manchmal zu Drachen. Meist sind sie mehr drollig als angsteinflössend. Shishi können in einer Nacht 500 Meilen laufen. Allein mit ihrem Gebrüll reissen sie andere Tiere auseinander. Sie stehen paarweise am Eingang der Tempel, grimmig, mit lockigem Fell, einer männlich, eine weiblich, sagen gemeinsam ‘A-um’, einer stellt Yin dar, der andere Yang. Einer hat das Tama in Händen, oft auch eine lose Kugel im Maul. Sie sind assoziiert mit dem Wasserfall, dem Symbol der unerschütterlichen Kraft der buddh. Lehre. Es heisst, sie leben in heiligen Tälern „in den westlichen Marchen Chinas“, umgeben von Päonien, der „Königin der Blumen“. In letzterem Zusammenhang sind sie ein Symbol königlicher, bzw. adeliger Macht. Sie erziehen ihre Jungen, indem sie sie Felsen hinunter stossen. Wer überlebt, überlebt. Shishi no saka otoshi. – Sh. mit Jungen sind Symbol für ein glückliches Familienleben.
Garaku: mindestens 2 Schnitzer dieses Namens sind bekannt, der ältere ist 1781 im Sôken Kishô erwähnt und wird als bedeutender Künstler eingeschätzt, der jüngere wird ins frühe 19.Jh. datiert. Zwischen beiden wird kaum je sorgfältig unterschieden. Die Arbeiten des jüngeren Garaku sind eher kleinteiliger, detaillierter. Das obige Stück stammt- auch wegen des perfekten Erhaltungszustands – sicher nicht aus dem 18.Jh.