Holz-Katabori. Der buddhistische Löwenhund sitzt kauernd da, teils wachsam, teils amüsiert. Mit der linken Hinterpfote kratzt er sich am Kopf. Die lockige Mähne ist meisterlich geschnitzt, die Pupillen sind in dunklem Material eingelegt. Unterseitig der Schwanz in reichen Voluten. Auf dem rechten Hinterbein unterseitig auch die Signatur in ukibori in einer polierten Aussparung: TOMIN, 東岷 (K 279, K 261). Ein „natürliches“ Himotoshi zwischen linkem Vorderbein und dem Körper. Insgesamt ein meisterliches, differenziert geschnitztes, ausdrucksstarkes Stück. Schöne Glanzpatina, geringe Tragespuren. Länge 45mm, Alter um 1800.
Herkunft: Auktion Zacke, Wien, 27.3.2020, Lot 70, für € JAMM. Das Stück befand sich in der Bushell-Sammlung und wurde am 18.11.1999, Lot 295 bei Sotheby’s, London für £4370 versteigert. Am 6.11.2012 war es als Lot 192 bei Bonhams in London an der Auktion und ging für £4000 an den Sammler Jacquer Carré (gemäss Zacke).
Der SHISHI, Karashishi, Komainu, ist der Tempellöwe, König der vierfüssigen Tiere, Symbol der Kraft. Den Japanern von chinesisch/indischen Darstellungen her bekannt. Er ist das Reittier verschiedener Erleuchteter, so von Monju Bosatsu, Shubaka Sonja, Shôki und Shaka. Älteste Darstellungen datieren aus der Heian-Zeit. – Er ähnelt ein wenig dem Löwen. Manchmal ist eine Verwandtschaft zu Pekinesen ersichtlich, manchmal zu Drachen. Meist sind die tapferen Hüter mehr drollig als angsteinflössend. Sie können in einer Nacht 500 Meilen weit laufen. Allein mit ihrem Gebrüll reissen sie andere Tiere auseinander. Sie stehen paarweise als Wächter am Eingang der Tempel, grimmig, mit lockigem Fell, einer männlich, eine weiblich, gemeinsam sagen sie das Kraftwort „A-um“, wie die Tempelwächter Niô. Einer stellt das Yin dar, der andere das Yang. Einer hat das Tama in den Vorderpfoten, oft auch eine frei bewegliche Kugel im Maul. Sie sind assoziiert mit dem Wasserfall, dem Symbol der unerschütterlichen Kraft der buddhistischen Lehre. Sie leben in heiligen Tälern, umgeben von Päonien Botan, der „Königin der Blumen“. In diesem Zusammenhang sind sie ein Symbol königlicher, bzw. adliger Macht. Sie erziehen ihre Jungen, indem sie sie Felsen hinunterstossen. Wer überlebt, überlebt. Shishi no saka otoshi. – Shishi mit Jungen sind ein Symbol glücklichen Familienlebens.
TOMIN war, wie Kokei, ein Schnitzer der Tsu-Schule, Schüler von Minkô. Seine Lebensdaten werden übereinstimmend mit Ende des 18.Jh. angegeben. Er schnitzte ausschliesslich in Holz. Nur wenige Stücke (nach Meinertzhagen 16 Stück) von seiner Hand sind überliefert. Meinertzhagen schreibt (MCI 1986, p.882): Tomin’s Netsuke are usually of smaller size in conception than those of Minko, but they are attractively carved and not wanting in individual character or artistic feeling. They are more daintily finished than the work of Kokei of the same school.