Katabori, Elfenbein oder Walzahn. Das Fabelwesen steht, in ein langes, mit runden Strichmustern dekoriertes Gewand gekleidet. Das reiche Haupthaar fällt in dichten Strähnen über die linke Schulter, der Kopf ist nach links geneigt und lacht nach rechts oben. In der linken Hand trägt Shôjô einen langen Sakelöffel. Die über die rechte Schulter angewinkelte Rechte hält hinter dem Rücken eine grosse flache, mit Minogame, Gewässer und Gräsern dekorierte Sakeschale. Rückseitig auf Höhe der Beine im Gewand zwei gleich grosse, gut gebohrte Schnurlöcher Himotoshi. Höhe 45mm. An den exponierten Stellen Tragespuren. Rückseitig bereits eine schöne Alterspatina. Alter: ca. 1. Hälfte 19.Jh. Nicht signiert.
Herkunft: Gekauft am 12.2.2019 in Moskau, Galerie Eurasia, im Gebäude des Orientmuseums, Nikinskij-Boulevard 12a, für GJX’XXX Rubel (entspricht ~CHF ROXJ).
Shôjô: Fabelwesen chin. Ursprungs: leben an der Meeresküste, haben rotes langes glattes Haar, (Shôjô = Orang Utan, „Waldmensch“), rotgesichtig mit jugendlichem Körper, haben Ausdruck, Stimme und Sprache von weinenden Kindern, sind harmlos, lieben den Reiswein Sake, sind daher oft schläfrig, betrunken. Tanzen am Strand. Werden von den Fischern mit Reiswein gefangen, um aus ihren langen roten Haaren und ihrem Blut einen sehr geschätzten roten Farbstoff zu gewinnen. In ihrer Begleitung oft die langschwänzige Schildkröte Minogame. – Von einem Gastwirt heisst es, er habe nur einen einzigen Gast gehabt. Aber da es ein Shôjô war, wurde der Wirt reich vom Sakeverkauf. – Es gibt ein Nô-Theaterstück dieses Namens, worin Kofu, eines der Beispiele kindlicher Elternliebe, Shôjô mit Sake zusetzt, worauf dieser den Tanz Midare zu tanzen beginnt. Daraufhin entpuppt sich die Weingabe als unerschöpfliche Weinquelle. – Die Shôjô-Maske, erschaffen von Shakuzuru Ende des 13.Jh., von roter Farbe, stellt einen lächelnden Jugendlichen dar, mit in die Stirne gekämmten Haarsträhnen und Wangengrübchen. Der leicht geöffnete Mund zeigt sowohl die obere wie die untere Zahnreihe. – Shôjô–Netsuke waren im 19.Jh. ein Lieblingsmotiv einer Gruppe von Schnitzern aus Nagoya, u.a. von dem Schnitzer Ikkan.
Lit.: Moss P.: Origins of the species SHÔJÔ. NKSJ 8/4, Winter 1988, pp.11-17. – Ducros A.: The Shojo – Drunkard or Virgin, or Both? NKSJ 10/3, Fall 1990, p.46