Netsuke Nummer: 115

Tengu no tamago

Holz-Katabori. Ein Tengu, der aus dem Ei schlüpft. Negoro Rot-auf-schwarz-Lacktechnik, mit Resten von Goldlack. Das kleine geflügelte Wesen blickt noch sehr scheu und unsicher in die Welt. Länge 36mm, Gebrauchsspuren. Unterseitig zwei unterschiedlich grosse Himotoshi. Alter ca.1. Hälfte bis Mitte 19.Jh., nicht signiert.

 

Herkunft: Auktion Dorotheum, Wien, 11.10.2003, Lot 380.  –  Das Stück war bereits früher an Auktionen des Dorotheums angeboten worden: 2.4.1996, Lot 32 und 27/28.9.1996, Lot 992 und wurde nicht verkauft. Wegen eines Skandals führte das Dorotheum während einiger Jahre keine Asiatikaauktionen mehr durch. Erstmals im Oktober 2003 wieder. Das Stück war in der Zwischenzeit eingelagert gewesen.

 

TENGU sind ursprünglich Shintô-Gottheiten, Wald-, Baum- und Bergdämonen, Kobolde, Gnome, die allerhand Streiche vollführen. Chinesischen Ursprungs. Ab dem 6./7. Jahrhundert ist von ihnen in Japan die Rede. Die Geschichtensammlung Konjaku Monogatari Shû aus dem 12.Jh. zeichnet sie als Feinde des Buddhismus, die Gläubige vom rechten Weg abzubringen trachten. Während langer Zeit bekämpfte sie der Buddhismus. Schliesslich nahm er sie, da sie im Volksglauben fest verwurzelt waren, doch in sein Pantheon auf. Tengu-Erzählungen waren besonders beliebt im 18.Jh. Dazumal erhielten sie auch eine positive Konnotation. Unterschieden werden Karasu Tengu, vogelartig mit Schwingen, Schnäbeln, Klauen, und Konoha Tengu, mit überlanger Nase. Häufig dargestellt wird Tengu no tamago, der Tengu, der eben aus dem Ei schlüpft. Der Held Kintarô brät und verspeist Tengu-Küken, sobald sie aus dem Ei kriechen. Von den Strausseneiern, welche die Holländer während der Edo-Zeit (1603-1868) auf die Insel Deshima bei Nagasaki importierten, glaubten die Japaner, sie wären Tengu-Eier. Tengu lieben das dichte Laubwerk der Berge. Alle Tengu-Stämme haben einen Führer. Deren oberster, ihr König ist Dai Tengu Sôjôbô, Tengu Sama, der auf dem Kurama Yama haust und einst den jugendlichen Helden Yoshitsune im Fechten unterrichtete. Tengu haben übernatürliche Kräfte. Im Führen von Waffen, besonders im Fechten sind sie unübertroffen. Tengu bestrafen Waldfrevler. Bis heute opfern Jäger und Holzfäller den Tengu. –  Noch 1860 wurde in Nikko ein amtlicher Erlass öffentlich angeschlagen, wonach alle Tengu sich von dem Mausoleum fernzuhalten hätten, bis der Besuch des Shôguns vorüber war. – Die Darstellung junger Tengu no Tamago ist selten. Meist kommen sie als bereits erwachsene, griesgrämige Krieger aus dem Ei.

Zum Vergleich

WEITERE NETSUKE

Netsuke Nummer: 114

Elfenbein-Katabori von dreieckigem Quer-schnitt; H 94 mm; 18. Jh.; nicht signiert Provenienz: Gekauft im Oktober 2003 bei Silvia Soler, Antiguitats i Pintura, Bulevard dels Antiquaris, local 21, Pg. de Gràcia, 55-57, E-08007 Barcelona; das Stück war vorher bei Auction Sotheby’s, London, 19.11.1998, Lot 454 Der…

Netsuke Nummer: 116

Eiseren Beisszahnge auf einer viereckig- abgerundeten Unterlage aus Wurzelholz. 74x51mm. Rückseitig aus dem Wurzelholz die Schnuröse Himotoshi. Ein grosses kräftiges Netsuke. Vermutlich aus dem Besitz eines Handwerkers. Seltenes Motiv.   Herkunft: Ex Sammlung Marcel Lorber. Auktion Zacke, Wien, 20.11.2003, Lot 164.

Netsuke Nummer: 118

Elfenbein-Katabori. Der freundliche Glücksgott steht und lacht nach links oben. Er ist gekleidet in einen dunklen Reisemantel, der vorne offen ist und den nackten Kugelbauch und die behaarte Brust sehen lässt. An den Füssen trägt er Strohsandalen Waraji. In der linken Hand hält er eine…