Holz Katabori. 2 Wachteln stehen/kauern gegensinnig auf Hirsekörnern, die mit Hirseblättern unterlegt sind. Das eine Tier schaut – wie Wachteln eben schauen – scheinbar missmutig um sich, während das andere geduckt an der Hirse pickt. Alle Details sind äusserst sorgfältig und fein ausgeführt. Die Blätter sind stark dreidimensional gekrümmt, was dem Stück auch etwas Schwungvolles gibt. „Natürliche“ Himotoshi durch Öffnungen an der Unterseite. Unterseitig auf einem der Blätter in einer viereckigen Kartusche die Signatur OKATOMO (K290, K179). Grösste Länge 41mm. Ein hervorragendes Stück.
Herkunft: Auktionshaus Zofingen, Auktion vom 30.11.2017, Lot 396.
Wachtel und Hirse, Uzura to Awa, sind im ostasiatischen Raum mit vielen Bedeutungen verknüpft. Nach altem chinesischen Glauben können Ratten sich in Wachteln verwandeln. Weiter heisst es, aus der Wachtel entwickle sich der Fasan und verwandle sich weiter zu dem mythologischen Hô-ô-Vogel. Deshalb stand die Wachtel in hohem Ansehen. Sie gilt als ein günstiges Omen und symbolisiert kindliche Elternliebe. – Hirse war und ist ein wichtiges Grundnahrungsmittel, eine der „fünf Getreidearten“ Gokoku. – Die Wachtel ist ein Sinnbild des Mutes. Es gab in Japan Kampfwachteln, mit denen Wettkämpfe veranstaltet wurden. Mit Hirse machte man sie wild und eifersüchtig. Oft ist sie wegen ihres bescheidenen Äusseren auch ein Sinnbild der Friedfertigkeit und der Armut. Wachteln und Hirse sind seit dem 13.Jh. ein Herbstsymbol. Fujiwara no Teika (1162-1241) verfasste damals 24 Gedichte, in denen er Vögel und Pflanzen den Jahreszeiten zuordnete. Über die Wachtel schrieb er, „Always so alone, and now the deep grasses have withered – / is that what the quail is crying about amid the frosts that wait for winter?“ Wachtel und Hirse stehen auch für den Wunsch „Friede, Jahr für Jahr“ bzw. „Friede und gute Ernte“.
OKATOMO: zählt zur ersten Riege von Netsukeschnitzern, die 1781 im Sôken Kishô lobend erwähnt wurden. Er war Schüler von Masanao (von Kyôto) und Tomotada, arbeitete meist in Elfenbein, aber auch in Holz. Seine Sujets sind kleiner und feiner als die seiner Lehrer. Solange er unter Tomotada arbeitete, signierte er mit dessen Name. Er war dann Lehrer von Tomochika I, Okatori, Okakoto, Okanobu, Tomokoto. Berühmt für seine Tierdarstellungen, v.a. Wachteln auf Hirse. Letzteres Sujet wurde oftmals kopiert, nicht zuletzt von seinem Bruder Okatori. Die Qualität der Kopien ist sehr unterschiedlich, siehe umseitig. Unser Stück ist sicherlich späteren Datums. Es zeigt keinerlei Spuren von Gebrauch und hat keine Patina. Die Signatur ist von einer Perfektion, wie man sie bei Okatomo-Originalen nie sieht. Dennoch ist es von höchster Qualität. Eines der „very well carved pieces“. Zum Alter dieses Stückes hält man sich am besten an Raymond Bushell, der in „Collector’s Netsuke“ p. 24 bemerkt, „Okatomo pieces appear to be concentrated in the last half of the nineteenth and in the twentieth centuries“.